Presseberichte

fotoPRO (Ausgabe 13 • Herbst 2018)

Starthilfe Foto-Business - Text: Florian Sturm

 

Meine Karriere begann direkt nach meiner Ausbildung mit dem Schritt in die Freiberuflichkeit. Assistiert habe ich nirgendwo und das bereue ich heute ein wenig. Woran es lag? Vielleicht war ich zu selbstbewusst und auch zu stolz, als dass ich mir eingestehen wollte, etwas von Anderen lernen zu können. Vielleicht wollte ich mir auch unbedingt ohne fremde Hilfe mein Business aufbauen. Dabei hätte ich definitiv von erfahrenen Kollegen profitieren können was das technische Knowhow betrifft, den Aufbau im Studio, den Workflow, den Umgang mit Kunden oder die Vorbereitung und Budgetierung von Shootings. Seit knapp zehn Jahren tausche ich mich nun regelmäßig mit Kollegen aus. Wir Fotografen sind ja meist Einzelgänger, der Konkurrenzkampf ist enorm. Umso erstaunter war ich, als ich erstmals zu einem Fotografentreffen ging. Wir waren etwa ein Dutzend Hochzeitsfotografen. Die Atmosphäre war sofort offen, freundschaftlich, kollegial und produktiv. Zwar arbeiten wir alle im gleichen Genre, aber letztlich setzt doch jeder einen anderen Schwerpunkt oder hat eine andere Herangehensweise. Sich regelmäßig mit Gleichgesinnten zu unterhalten, erweitert meinen Horizont ungemein. Ich lerne etwas, bekomme frische Inspirationen und knüpfe neue Kontakte. Damit hätte ich viel früher anfangen sollen.

 

Das Gleiche gilt für die Lektüre von Fachmagazinen. Sicher hat sich jeder Fotograf irgendwann auf ein bestimmtes System festgelegt. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, technisch auf dem aktuellen Stand zu bleiben und einige Zeitschriften bieten dafür eine gute Grundlage. Zukünftigen Quereinsteigern in die Fotobranche rate ich, sich im alten Job eine solide finanzielle Basis zu schaffen. Niemand weiß, wie erfolgreich der Start in diesem hart umkämpften Markt wirklich wird. Eine gute Ausrüstung mit Zweit- und womöglich Drittgehäuse sowie hochwertigen Objektiven und dem entsprechenden Zubehör ist zwar billiger geworden. Die Kosten sollte man dennoch nicht unterschätzen. Und wer schon früh in die Zukunft investieren möchte, beispielsweise mit einem Haus oder einer Eigentumswohnung, hat als Festangestellter bei der Bank eher die Chance auf einen Kredit denn als freiberuflicher Fotograf am Anfang seiner Karriere. Ein, zwei Jahre in der sicheren Position können hier sehr hilfreich sein.

 

Als Hochzeitsfotograf ist es enorm wichtig, seine Emotionen im Griff  zu haben. Inzwischen wurde ich für ca. 550 Hochzeiten gebucht, sodass ich getrost sagen kann, fast alles schon erlebt zu haben. Vor knapp einem Jahr entdeckte ich Yoga für mich. Seither agiere ich vor allem in stressigen Situationen deutlich ruhiger und ausgeglichener. Auch mein Körper dankt es mir, schließlich bin ich stundenlang mit mehreren Kameras unterwegs und kann mir kaum eine Pause gönnen.

fotoPRO SPECIAL EDITION (04-2018)

Die Klaviatur der Hochzeitsfotografie - Zeitlos, stilvoll, authentisch. Raman El Atiaoui zählt zu den besten Hochzeitsfotografen Deutschlands. Zu Recht - Text: Dragana Mimic

 

Der gebürtige Frankfurter Raman El Atiaoui ist professioneller Hochzeitsfotograf mit Sitz im beschaulichen Eltville, im Rheingau. Er begeistert mit professionellen Fotografien, die durch immer wieder neue Motivideen und individuelle Bildbearbeitung begeistern. Seine Leidenschaft und sein hoher Anspruch an sich selbst wurde mittlerweile durch weit über 100 nationale und internationale Awards honoriert. Raman: „Meine Motivation liegt darin, besondere Momente für die Ewigkeit festzuhalten und andere mit meinen Bildern zu berühren. Wenn ich meine Brautpaare mit ihren Bildern zu Tränen rühre, ist das für mich wie der Applaus für einen Theaterschauspieler.“ 

 

Seit seiner klassischen Ausbildung zum Fotografen und Fotolaboranten vor knapp 20 Jahren, mag Raman El Atiaoui kontrastreiche Bilder. Die kreativen Möglichkeiten, die sich ihm während der Arbeit und auch im eigenen Schwarzweißlabor daheim öffneten, faszinierten ihn von Anfang an. Und daran hat sich auch bis heute nichts geändert. „Bei den Farbfotos habe ich die Kontraste ein klein wenig reduziert, aber die Schwarzweiß-Bilder sind unverändert geblieben,“ verrät uns der sympathische Fotograf im Interview. Und genauso beständig wie seine fotografischen Vorlieben, sind auch seine Werke: „Besonders wichtig ist mir, dass die Bilder zeitlos, authentisch und emotional sind.“ Dabei legt er besonderen Wert auf handwerklich perfekte Fotografien: „Ich persönlich mag keine Filter und Presets. Das liegt wohl daran, dass ich das Handwerk von der Pieke auf gelernt und viel Zeit in der Dunkelkammer verbracht habe. Ich bastle mir meine eigenen Presets lieber selbst zusammen. Nur so kann ich gewährleisten, dass die Fotos nicht wie 08/15-Aufnahmen aussehen und wirklich auf das Brautpaar zugeschnitten sind. Bei vielen Newcomern fällt es mir leider negativ auf, dass gar nicht mehr selbst an den Einstellungen geschraubt wird und viel öfter diverse Filter eingesetzt werden.“ Das Ergebnis seien Fotos, die sich aufgrund ihrer Ähnlichkeit keinem Einzelnen mehr zuordnen lassen. Fatal, wenn man am Anfang seiner Karriere steht: „Versucht euren eigenen Weg zu finden. Lasst euch inspirieren, aber kopiert nicht und investiert mehr Zeit in die Nachbearbeitung“, so der Rat des Profis. „Bei lauter Musik die Fotos zu pimpen ist genau mein Ding. Deshalb gebe ich auch nichts an Bildretusche-Agenturen weiter. Ich bin der Überzeugung, dass sie es nicht besser machen und außerdem ist die Nachbearbeitung in gewisser Weise auch mein Markenzeichen. Jeder Fotograf braucht doch sein Wiedererkennungsmerkmal.“

 

Inspiration und Motivideen für seine Bilder findet Raman überall, angefangen bei hochwertigen Fashion-Magazinen bis hin zu Filmen aller Art. „Ich würde niemals einen Kollegen kopieren wollen, aber es gibt Bilder, die schaut man sich an und denkt dann, „das hätte ich anders und vielleicht auch besser gemacht“ und dann lege ich los. Manchmal klappt es und manchmal eben nicht und manchmal klappt es noch viel besser als geplant.“ Positiv sieht er die aktuellen Entwicklungen der Hochzeitsfotografie, die sich aufgrund von Storytelling und den aktuell gefragten Hochzeitsreportagen stark entwickelt: „Hochzeitsfotografen hatten früher keinen guten Ruf, wirkten oft unkreativ und altbacken. Brautpaare, die hinter einem Baumstamm hervorgucken und dem Fotografen zuwinken, der Bräutigam im Kniefall, der liebevoll einen Handkuss andeutet. Mehr als gestellte Porträts vom Brautpaar und ein paar Familienfotos waren nicht drin. Damals wurde analog fotografiert und wenn man die Filme im Labor abgegeben hatte, war der Job beendet. Aufgrund der geringen Arbeitszeit her sehr überschaubar. Entsprechend niedrig war auch die Gage. Storytelling und ganztägige Reportagen gaben der Aufgabe eines Hochzeitsfotografen eine ganz andere Bedeutung.“ Zum Einsatz vor Ort kommen im Anschluss drei bis fünf Arbeitstage für die Sichtung und Nachbearbeitung. So haben sich auch die Preise verändert. Mittlerweile befindet sich die Hochzeitsfotografie international auf einem sehr hohen Niveau. Das ist sicherlich auch den vielen Vereinigungen geschuldet, bei denen sich Fotografen aus aller Welt messen können. „Ich persönlich finde die Holländer und Italiener sehr stark!“ 

 

Der Perfektionist überlässt absolut nichts dem Zufall. Vor der Hochzeit steht auf alle Fälle ein persönliches Kennenlernen auf dem Programm, in seinem Atelier oder, wenn das Hochzeitspaar weit entfernt wohnt, auch mal via Skype. Nur so kann er sich einen Eindruck verschaffen und sich auf die Wünsche und Vorstellungen seiner Kunden einstimmen. Doch auch noch andere Dinge tragen zum Erfolg des Fotografen bei: So verschickt er zum Beispiel eine Checkliste an das Brautpaar, auf der auch scheinbar Nebensächliches zu finden ist, etwa der Ratschlag, dass die Visagistin der Braut, neutrale Kleidung tragen sollte: „Wenn die Visagistin mit einem bunten T-Shirt die Aufmerksamkeit des Betrachters von der Braut ablenkt, ist das wenig hilfreich.“

 

So zuverlässig und gut vorbereitet wie er zu einem Shooting erscheint, so hoch sind auch seine Erwartungen an das Equipment: "Erst Anfang 2018 habe ich es gewagt und bin von Canon auf Sony umgestiegen. Ich bin sehr glücklich mit meinem Wechsel von Spiegelreflex- zu Systemkamera. Ich habe mich für eine Sony Alpha 9 und Alpha 7R Mark III entschieden. Ich liebe zwar Festbrennweiten, aber eines meiner Lieblingsobjektive ist das 16-35mm f2.8. Für eine Hochzeit brauche ich eigentlich nur drei Objektive. Das 16-35mm, 55mm und 85mm. Das war’s schon... und natürlich gute Blitze. Sobald der A1 von Profoto für Sony erhältlich ist, werde ich mir mindestens zwei Stück davon zulegen", erzählt Raman mit Begeisterung.

 

Die Konzentration auf das Thema Hochzeit war damals eine wirtschaftliche Entscheidung, "denn geheiratet wird immer", erinnert sich Raman zurück. Den Traum, mit bekannten Mannequins zu arbeiten und große, internationale Werbekampagnen zu shooten hatte auch er, doch vom Warten auf die dicken Aufträge konnte der Fotograf seine Rechnungen nicht begleichen. Das Problem, bei den potentiellen Kunden bekannt zu werden, löste sich glücklicherweise sehr schnell von selbst. Die Tatsache, dass er immer ausgezeichnete Ergebnisse lieferte und stets respektvoll und zuvorkommend mit seiner Kundschaft umging, sorgte für exzellente Mund-Zu-Mund-Propaganda, die immer öfter für Anschlussaufträge sorgte. Doch darauf allein sollte man sich nicht verlassen, so der Rat des Profis, der Social Media als Muss einstuft, aber auch mal zwei Wochen nichts auf Instagram oder Facebook postet. Vor allem das Portfolio auf der Homepage sollte eine ausgewogene Auswahl präsentieren und als aussagekräftiges Aushängeschild für die Kundengewinnung dienen: "Die meisten meiner Kunden möchten in der Regel das, was ich in meinen Galerien oder Blogeinträgen zeige. Eine vielfältige Zusammenstellung der Bilder ist unheimlich wichtig. Das heißt, nicht nur Porträts, sondern auch Reportagefotos, Farbfotos und Schwarzweiß, die Mischung macht’s. Auch mal eine Destination Wedding mit ganz anderen Motiven. Ganz wichtig ist ein Blog, in dem auch mal ganze Hochzeitsgeschichten gezeigt werden können."

 

Nach mittlerweile knapp über 500 fotografierten Hochzeiten, hat Raman da natürlich einiges zu zeigen und zu erzählen. "Ich könnte Bücher füllen", sagt er lachend. "Von der ohnmächtigen Braut, die ich auffing und mit einer Coke wieder aufpäppeln musste, bis zur hyperventilierenden Braut mit der ich meditierte und Atemübungen machte. Da war schon alles dabei."

 

Zu seinen fotografischen Highlights zählen Destination Weddings auf den Seychellen, Miami und Italien. Raman outet sich als wahrer Fan von Bella Italia: "In Italien stimmt einfach alles. Das Klima, die Ästhetik, die Verspieltheit, die Liebe zum Thema Hochzeit, das Essen usw. Wenn ich mit einem Brautpaar durch Italien spaziere, bleiben die Leute auf der Straße stehen winken fröhlich, fangen an zu singen und wünschen dem Brautpaar alles Gute. Das ist nicht überall so. Da geht mein Herz auf."

Braut & Bräutigam (Ausgabe 02-2015)

Experten-Interview mit Fotograf Raman El Atiaoui

 

Der passionierte Hochzeitsfotograf Raman El Atiaoui fängt alle kostbaren Momente Ihres Traumtages für Sie ein. Worauf er dabei besonderen Wert legt, erfahren Sie hier. Der Profi: Der gebürtige Frankfurter Raman El Atiaoui ist professioneller Hochzeitsfotograf und Inhaber des Ateliers „RAMAN-PHOTOS“ mit Sitz in Eltville in der Nähe von Wiesbaden. Sein Beruf ist zugleich seine große Leidenschaft: „Meine persönliche Motivation liegt darin, besondere Momente für die Ewigkeit festzuhalten und andere mit meinen Bildern emotional zu berühren. Wenn ich meine Brautpaare mit ihren Bildern zu Tränen rühre, ist das für mich wie der Applaus für einen Theaterschauspieler.“ 

 

Das Equipment: „Eine professionelle Ausrüstung und der gekonnte Umgang damit sind für einen Berufsfotografen definitiv ein Muss. Ein Beispiel: Ich fotografiere eine Trauzeremonie in einer sehr dunklen Kirche, wo zudem kein Blitzlicht erlaubt ist. Da gibt es mir ein Gefühl von Sicherheit, mich auf meine lichtstarken Objektive verlassen zu können. Bei einer guten Reportage geht es zudem auch um Schnelligkeit. Lustige oder emotionale Momente können nur in einem speziellen Augenblick eingefangen werden. Eine Kamera mit einem schnellen und präzisen Autofokus ist hierfür einfach unverzichtbar.“

 

Die Qualität: „Ein gutes Foto muss den Betrachter in seinen Bann ziehen und im Gedächtnis bleiben. Es muss Stimmungen und Emotionen vermitteln und eine Geschichte erzählen. Manch ein gutes Foto verkraftet dann sogar technische Mängel wie eine leichte Unschärfe oder eine Fehlbelichtung. Daher messe ich die Qualität eine Fotos an der Kreativität und Originalität, was auch mein persönliches Credo ist.“

 

Stichwort Budget: „Die Preisgestaltung ist sehr unterschiedlich und hängt auch von den Wünschen des Brautpaares ab. Neben der fotografischen Begleitung und professionellen Ausrüstung beinhaltet sie die Kreativität, Erfahrung und Nachbearbeitung – da kommen einige Arbeitstage zusammen. Angefangen mit einem dreistelligen Betrag geht es bis in den mittleren vierstelligen Bereich. Mein Tipp: Keine Einsparungen am falschen Ende, schließlich kann man die Hochzeit nicht wiederholen.“

 

Ein Frage der Chemie: „Die Chemie zwischen Brautpaar und Fotograf ist von entscheidender Bedeutung, deshalb ist ein Vorgespräch unumgänglich. Wenn möglich besuchen mich die Paare zu einem persönlichen Gespräch in meinem Atelier. Mit den im Ausland lebenden Kunden vereinbare ich einen Skype-Termin. Das Brautpaar muss mich mögen, um seine Emotionen in meiner Gegenwart zulassen zu können.“

fotoMAGAZIN (Ausgabe 12-2016)

Deutschlands beste Hochzeitsfotografen - Text: Anja Martin

 

Viel zu oft sind Hochzeitsbilder austauschbar, stereotyp, kitschig. Die Sieger des neuen Fotowettbewerbs „Masters of German Wedding Photography“ zeigen, dass es auch anders geht.

 

Das Paar steht auf einer kleinen Brücke, Arm in Arm vor einem knorrigen Baum, Hand in Hand in einer grünen Allee. Der Anzug sitzt, das Hochzeitskleid strahlt. Da wird gezupft und perfektioniert, Knöpfe millimetergenau geneigt. Und jetzt bitte mal kurz verliebt schauen. Das mögen vielleicht vorzeigbare Hochzeitsbilder werden, aber keine, die bei den Masters of German Wedding Photography gewinnen. Denn beim seit diesem Jahr in Deutschland ausgetragenen Wettbewerb geht es um die neue Hochzeitsfotografie, die auch mal schrill, überraschend, entlarvend oder humorvoll sein darf. Dieser Award will helfen, das Genre auf ein höheres Level zu heben „Hochzeitsfotografen beschäftigen sich heute stärker mit Fotojournalismus als damit, all die Posing-Fotos zu schießen“, sagt Christiaan de Groot, der Organisator der Wettbewerbs, selbst Profifotograf im Metier. Es geht um echte Momente, wahre Emotionen, vielleicht auch Missgeschicke. Um die Aufreger des Events, aber auch die kleinen Szenen am Rande, die vielleicht nur der Fotograf mitbekommen hat, bestimmt nicht das ständig im Mittelpunkt stehende Paar. So kann es vorkommen, dass der Fotograf beim Tortenanschnitt mal auf etwas Überraschendes im Hintergrund fokussiert, die Hauptattraktion nur unscharf im Vordergrund hat. Außerdem will man inzwischen den ganzen Tag einfangen, nicht nur die zentralen Ereignisse.

 

Der Jahressieger des Awards: Raman El Atiaoui. Für ihn ist eine Hochzeit ein 5-Tage-Auftrag: die Vorbesprechung und Organisation, der große Tag von früh bis spät, die liebevolle Nachbearbeitung. Seit 19 Jahren arbeitet er als Hochzeitsfotograf und spielt in der obersten Liga, arbeitet auf 25 bis 30 Hochzeiten im Jahr. „Früher hatte es einen komischen Ruf, Hochzeitsfotograf zu sein. Jeder coole Fotograf wollte Werbefotograf werden, mit hübschen Models arbeiten und in der Welt herumfliegen.“ Belächelt, dazu noch unlukrativ: Was konnte man schon nehmen für zwei Stunden Fotos im Park, den Handkuss im Rosengarten oder im Studio vor einem drögen Papierhintergrund? Doch mit mehr Esprit und Kreativität fotografiert stellt sich das Genre ganz anders dar: „Für mich ist Hochzeitsfotografie die Königsklasse“, sagt Raman. Es ist alles dabei. Von Still bis Eventfotografie, Porträt und Makro bis hin zur Reportage. Ins Ausland kommt er auch: Allein in Venedig hat er sechs oder sieben Mal Hochzeiten begleitet. Die Masters of German Wedding Photography sind in den Niederlanden vor drei Jahren gestartet. Inzwischen gibt es den Wettbewerb auch in Italien, Deutschland und bald auch in Großbritannien. Was Christiaan de Groot bei den deutschen Award-Gewinnern als besonders charakteristisch aufgefallen ist: „Die Kombination aus guter Portraitfotografie und gutem Fotojournalismus auf einer Hochzeit.“

 

In die Art der Hochzeitsfotos spielt auch die jeweilige Kultur hinein. In den Niederlanden hätten die Teilnehmer keine Angst auch die hässlichen Dinge zu zeigen, hat de Groot beobachtet. „Sie haben viel Humor, auch Emotionen. Zeigen oft, was nicht klappt. “ In Deutschland seien die Aufnahmen generell ein wenig gestylter. „Selbst im fotojournalistischen Part soll alles gut aussehen.“ In Italien dagegen dominiere die Perfektion. Es geht um den Glamour der Hochzeiten, die oft in wundervollen Settings stattfinden – landschaftlich und architektonisch. Der Wettbewerb soll vor allem Spaß machen, und die Fotografen weiterbringen. Sie können mehrmals im Jahr Bilder einreichen und sammeln übers Jahr Awards. Das bedeutet, Fotografen gehen bewusst durch ihre Arbeiten, betrachten sie kritisch, im Vergleich mit anderen. „Wir sehen auch Fotografen, die beim Auswählen zusammenarbeiten“, erzählt de Groot. „Da ist nicht nur Konkurrenz, sondern auch eine Community, die sich entwickelt.“ Und auch in diesem Punkt hat sich der Stil geändert: „Vor zehn Jahren wäre es unmöglich gewesen, mit seinem Konkurrenten zusammenzuarbeiten. „Vielleicht hilft die gemeinsame Initiative auch, die Sehgewohnheiten der Kunden weiter zu verändern. Denn sie sind es schließlich, denen die Fotos in erster Linie gefallen müssen. Ist die Hochzeitsfotografie auf dem Höhenflug? In den Niederlanden beobachtet Christiaan der Groot, dass die Qualität gestiegen ist. Der beste Beweis: Die Zahl der niederländischen Fotografen, die bei internationalen Contests gewinnen, ist heute hoch. Vor drei Jahren gab es nur ein oder zwei niederländische Hochzeitsfotografen, die Awards gewannen. Jetzt sind es zwanzig bis dreißig . „Das hat ein Feuer in der Hochzeitsfotografie entzündet. Wir sehen das auch in Deutschland kommen.“ Doch neuer Stil, Turn und Reportage, alles schön und gut. Echte Emotionen sind essentiell, das ist angekommen. Trotzdem bleiben auch die klassisch-schönen Aufnahmen ein Teil des Ganzen. „Von „old-school“ kommt man nie ganz weg“, sagt Raman aus Erfahrung. Er persönlich mag diese Mischung aus alt und neu. Und er weiß: Hat man das klassische Bild nicht, fehlt es spätestens, wenn das Brautpaar die Aufnahmen für die Danksagungskarte aussucht.

Digital Imaging (Ausgabe 05-2016)

Photokina-Neuheiten - Interview von hepä

 

Raman El Atiaoui ist der Gesamtsieger des neuen Fotowettbewerbs Masters of German Wedding Photography. Mit diesem Wettbewerb soll, so der Gründer, der Niederländer Christiaan de Groot, „die Hochzeitsfotografie in Deutschland auf ein höheres Niveau gehoben werden, indem man eine Gemeinschaft von Fotografen schafft, die sich mit ihren Bildern und ihrer Kreativität gegenseitig in- spirieren.“ DIGITAL IMAGING hat Raman in seinem Atelier in Eltville im Reingau besucht.

 

Raman El Atiaoui, der Sieger der Masters of German Wedding Photography 2016, gehört zu Deutschlands besten Hochzeitsfotografen und ist eines der Talente, das die gesamte Klaviatur der aktuellen Hochzeitsfotografie perfekt beherrscht. Der 1972 als Kind marokkanischer Einwanderer in Frankfurt geborene Raman hat nach der Schule eine klassische Ausbildung als Fotograf und Fotolaborant in einem großen Frankfurter Fachlabor absolviert. Die kreativen Möglichkeiten, die sich ihm während der Arbeit in sämtlichen Abteilungen des Unternehmens ebenso wie im eigenen Schwarzweißlabor daheim öffneten, faszinierten ihn von Anfang an. Dass er sich später als Fotograf auf das Genre Hochzeiten konzentrieren würde, verdankt er zunächst einem Zufall. „Wie es so ist, wenn man als junger Mensch ganz gut fotografieren kann: Früher oder späterwird man gefragt, ob man das Shooting bei der Hochzeit eines Freundes übernehmen kann. So war es auch bei mir“, erzählt Raman. Offensichtlich mit einer großen Begabung ausgestattet, wurde das Überreichen der fertigen Bilder zu einem emotionalen Erlebnis, das ihm noch heuteGänsehaut verursacht, wenn er sich an das Glück in den Augen des Brautpaares erinnert.

 

Da es als Newcomer nicht möglich war, von Beginn an von Hochzeitsfotografie zu leben, war es vor allem Fotografie für Modellagenturen, die ihm zunächst als zweites Standbein diente. „Außerdem hatte ich damals, wie vermutlich fast alle jungen Fotografen, den Traum, mit den Topmodells der Welt zu arbeiten und Shootings für internationale Werbekampagnen durchzuführen“, sagt Raman. Doch vom Warten auf die dicken Fische im Auftragsbecken konnte er ebensowenig leben wie von den wirtschaftlich wenig lukrativen Shootings für Nachwuchsmodells. „Die Konzentration auf das Thema Hochzeit war mithin eine wirtschaftliche Entscheidung, denn geheiratet werden wird immer“, so Raman. Das Problem, bei den potentiellen Kunden bekannt zu werden, löste sich glücklicherweise sehr schnell von selbst. Die Tatsache, dass er das Handwerk von der Pieke auf gelernt hat, kombiniert mit einem hervorragend ausgeprägten Farbgefühl und kreativen Motivideen, sorgten für Ergebnisse, die die Kunden begeisterten. Vor allem Mund-Zu-Mund-Propaganda sorgte immer öfter für Anschlussaufträge.

 

Neben den ausgezeichneten Ergebnissen, die er produziert, trägt dabei sicherlich seine respektvolle Art des Umgangs mit den Menschen bei. Raman: „Ich begegne allen Menschen, mit denen ich zu tun habe, in derselben Weise, egal, ob es das Brautpaar ist, das viel Geld an mich bezahlt, oder die Kellnerin, die die Gäste versorgt.” Leider beruhe der Respekt nicht immer auf Gegenseitigkeit. Schlechte Hotelzimmer oder die Nichtberücksichtigung bei der Essensplanung, hin und wieder geschehe es, dass er sich zwingen müsse, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Glücklicherweise ist das aber eher selten der Fall.

 

Neben den persönlichen Empfehlungen ist es vor allem das Internet, über das der Fotograf Kunden gewinnt. „Anfangs habe ich natürlich auch Anzeigen in Special Interest Zeitschriften geschaltet und an Hochzeitsmessen teilgenommen, aber inzwischen rechtfertigt der Aufwand das Ergebnis nicht mehr“, stellte Raman fest. Auf seiner Internetseite (www.raman-photos.de) können sich Interessenten einen umfassenden Überblick über seine Fotos, Hochzeitsbüchern und seine Person verschaffen. Zudem informiert er sie in einem Blog über aktuelle Hochzeiten. Sein Einzugsgebiet ist Hessen, aber Raman arbeitet überall in Deutschland und ebenso gern im Ausland. Italien, Spanien, Seychellen, Österreich und die Schweiz gehören dabei zu den bevorzugten Ländern, für die deutsche Brautpaare ihn buchen.

 

Raman hat es sich zur Aufgabe gemacht, kontinuierlich Spitzenergebnisse zu erzielen. „Ich versuche immer und überall, Awardfotos zu schießen und investiere zudem sehr viel Zeit in die Nachbearbeitung und Optimierung meiner Aufnahmen“, betont Raman. Dieser hohe Anspruch wurde inzwischen vielfach von offizieller Seite honoriert. Denn neben dem Master of German Wedding Photography wurde der Fotograf von zahlreichen anderen Organisationen, etwa den Fearless Photographers, der International Society of Wedding Photographers (ISWPW) oder der Wedding Photojournalist Association (WPJA) mit Auszeichnungen geradezu überhäuft – ca. 90 Awards sind es mittlerweile.

 

Neben dem rein Fotografischen tragen auch andere Dinge zum Erfolg des Fotografen bei. So verschickt er beispielsweise kurz vor dem Shooting eine Checkliste an das Brautpaar, auf der auch scheinbar Nebensächliches zu finden ist, etwa der Hinweis, dass die Visagistin, die die Braut schminkt, möglichst neutrale Kleidung tragen soll. Raman: „Es ist wenig hilfreich, wenn die Visagistin mit einem bunten Motiv-T-Shirt die Aufmerksamkeit des Betrachters von der Braut ablenkt.“ Positiv wirken sich die Auszeichnungen und die zufriedenen Kunden auf das Honorar aus. Er bietet verschiedene „Pakete“ an, zu denen in der Regel neben der Ganztagsbegleitung der Hochzeit auch mehrere hundert bearbeitete Fotos gehört; bei Bedarf können die Aufnahmen auch in einem gestalteten Fotobuch, sei es als aufwendiges Coffee-Table-Book oder als Bildband geordert werden.

 

Vor der Hochzeit steht in der Regel ein persönliches Kennenlernen auf dem Programm, in seinem Atelier in Eltville oder, bei weit entfernt wohnenden Auftraggebern, auch per Skype oder Videotelefonat. Hier geht es darum, sich einen Eindruck von den zukünftigen Eheleuten zu verschaffen, um herauszufinden, was fotografisch zu ihnen passt. Nach dem Hochzeitstag (oder den Hochzeitstagen) folgen noch drei bis vier Tage, die Raman mit der Bildbearbeitung am Rechner verbringt. „Ich lege großen Wert auf die Feststellung, dass ich keine Standardfilter für meine Fotos einsetze, sondern jedes Bild individuell bearbeite. Nur so kann ich gewährleisten, dass die Fotos nicht wie 0815-Aufnahmen aussehen und wirklich auf das Brautpaar zugeschnitten sind“, beschreibt der Fotograf seine Arbeit. 3000-4000 Euro kostet das Engagement Ramans im Durchschnitt. Ein Preis, der das Budget vieler Interessenten übersteigt. „Derzeit kommt auf etwa 20 bis 25 Anfragen, die über das Internet kommen ein Auftrag“, sagt Raman. „Die meisten Anfrager melden sich leider nicht mehr, nachdem ich ihnen meine Preisliste geschickt habe, vermutlich weil ich ihnen zu teuer bin.“ Das sei verständlich und akzeptabel, „aber“, so Raman, „ich weiß, dass mit jeder Absage oder jeder Nichtantwort beim Brautpaar ein schlechtes Gefühl entsteht, wenn sie erkennen, dass sie für den Etat, den sie für ihren Fotografen eingeplant haben, keine aussergewöhnlichen Bilder bekommen werden.“

PHOTO PRESSE (Ausgabe 11-2016)

Hochzeitsfotografie, die neuen Trends - Interview von Astrid Schwenecke

 

Die Ergebnisse des Wettbewerbs »Masters of German Wedding Photography« zeigen nicht nur beeindruckende Bilder des Genres, sondern präsentieren aktuelle Entwicklungen in der Hochzeitsfotografie.Klar ist: Wirtschaftlicher Erfolg der Hochzeitsfotografen geht über kreative Bildsprache.

 

Anfang Juli wurden die Gewinner des größten Hochzeitsfotowettbewerbs im deutschsprachigen Raum bekanntgegeben: Die begehrten »Masters of German Wedding Photography«. Hochzeitsfotograf Raman El Atiaoui aus Eltville am Rhein wurde mit insgesamt 14 Awards Gesamtsieger. Marco Schwarz (12 Awards, Frankfurt) und Georgij Shugol (7 Awards, Düsseldorf) sind Zweiter und Dritter geworden. Mehr als 250 spezialisierte Hochzeitsfotografen haben im vergangenen Jahr mehr als 2.000 Fotos eingesendet, die von einer unabhängigen Jury aus international anerkannten Hochzeitsfotografen bewertet wurden. »Masters of German Wedding Photography« ist der wichtigste deutsche Preis in der Hochzeitsfotografie und kann als Gradmesser für Trends in dieser Branche gesehen werden. Dazu ist sie eine unabhängige Auszeichnung, die die besten Bilder der deutschen Hochzeitsfotografie prämiert. Gründer des Wettbewerbs ist der niederländische Hochzeitsfotograf Christiaan de Groot: »Wir sehen, dass immer mehr ungestellte Bilder Preise gewinnen, auf denen das Brautpaar während der schönen und häufig auch emotionalen Momente am Tag der Hochzeit fotografiert wird. Dieser journalistische Fotografie-Stil erfordert eine Menge Feingefühl vom Fotografen, der dabei unzählige Lichtverhältnisse antizipieren und bewältigen muss. Zudem sehen wir auch viele Bilder, bei denen

das Hochzeitspaar in einer atemberaubenden Landschaft abgebildet wird oder aber Fotos mit kreativem Blitzlichteinsatz. Es ist toll zu sehen, dass es im Bereich der Hochzeitsfotografie so viele talentierte Fotografen gibt, die wirklich spezielle Bilder für das Hochzeitspaar kreieren.« Die Beurteilung der Fotos erfolgt daher durch eine internationale Jury aus erfahrenen Hochzeitsfotografen. So wird vermieden, dass Fotografen mit einem großen sozialen Netzwerk mehr Stimmen für ihre Fotos erhalten und auf diese Weise Preise gewinnen.

 

Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?

RAMAN EL ATIAOUI – Ich bin ein Fotograf alter Schule. Ich mag kontrastreiche, edle Fotos im klassischen Stil. Das sind oft ganz einfache Bilder, die nicht immer kreativ, neu und witzig sein müssen. Ich würde nie einen Bräutigam darum bitten, auf der Straße in die Luft zu springen, weil das gerade in ist. Mir ist eine gute Mischung wichtig, die auf das Brautpaar zugeschnitten ist. Ich beobachte meine Kunden intensiv und lerne sie vor ihrer Hochzeit kennen, sodass ich weiß, was zu ihnen passt. Zum Aufwärmen starte ich mit zeitlosen Motiven und wenn das Brautpaar lockerer geworden ist, mache ich auch ausgefallenere Sachen. Von allem etwas. Mein Anspruch ist, dass die Paare nicht die Augen verdrehen, wenn sie sich in 20 Jahren ihre Bilder anschauen.

 

Wie hast Du damals angefangen und wie hat sich die Hochzeitsfotografie in Deutschland aus Deiner Sicht entwickelt?

RAMAN EL ATIAOUI – Als ich vor 19 Jahren meine erste Hochzeit fotografiert habe, war das eine ganz andere Welt. Ich war im ersten Ausbildungsjahr zum Fotografen und Freunde von mir haben geheiratet. Natürlich war ich total angespannt und aufgeregt und habe unendlich viele Fotos geschossen, um auf Nummer sicher zu gehen. Als ich dem Brautpaar die Fotos übergeben habe, flossen viele Tränen und die beiden waren sehr gerührt. Für mich war das ein Aha-Erlebnis: Ein total verliebtes Pärchen ist überglücklich mit seinen Fotos und ich werde dafür auch noch bezahlt! Lange Zeit wurde der Job von anderen Fotografen belächelt. Brautpaare, die hinter einem Baumstamm hervorgucken und in die Kamera winken, ein Bräutigam im Kniefall, der einen Handkuss andeutet, oft vor komischen Hintergründen im Studio fotografiert: So sahen Hochzeitsfotos vor 15 Jahren aus! Mehr als gestellte Portraits vom Brautpaar und ein paar Gruppenfotos war nicht drin. Damals wurde analog fotografiert und wenn der Fotograf die Filme im Labor abgegeben hatte, war sein Job beendet. Von der Arbeitszeit her sehr überschaubar. Entsprechend niedrig war auch die Gage. Insgesamt nicht sehr attraktiv. Ich habe mir gesagt, es muss auch anders gehen. Die amerikanischen Hochzeitsfotografen waren schon früh mit einer moderneren Art der Fotografie unterwegs. Davon habe ich mich inspirieren lassen. Storytelling und ganztägige Reportagen gaben der Aufgabe eines Hochzeitsfotografen eine ganz andere Bedeutung. Zu dem Einsatz vor Ort kommen im Anschluss drei bis fünf Arbeitstage für die Sichtung und Nachbearbeitung der Fotos. So haben sich auch die Preise verändert. Mittlerweile ist bei vielen Fotografen angekommen, dass man mit Hochzeiten gutes Geld verdienen kann. Auch deswegen ist der Run riesig. Die Hochzeitsfotografie befindet sich international auf hohem Niveau und ist sehr kreativ geworden. Die Amerikaner hatten ziemlich lang die Nase vorn, mittlerweile gibt es kaum noch Unterschiede in den einzelnen Ländern. Das ist sicherlich auch den vielen Vereinigungen geschuldet, bei denen sich Fotografen aus aller Welt messen können.

 

Was macht für dich den Masters-Fotobewerb aus?

RAMAN EL ATIAOUI – Mich hat vor allem gereizt, dass der Wettbewerb auf den deutschsprachigen Raum begrenzt ist. Das gab es vorher nicht. Ich kenne viele internationale Vereinigungen und Wettbewerbe, die sehr populär sind. Die Herausforderung bei den Masters of German Wedding Photography war für mich, mich national mit anderen Fotografen zu messen. Und das über mehrere Quartale hinweg. Für mich ist der Masters-Wettbewerb auch vor einem anderen Hintergrund relevant. Ich biete Workshops und Single Coachings an für Newcomer, die sich an jemand Erfahrenem orientieren möchten. Meine Platzierung bei den Masters bringt mir über Google natürlich mehr Aufmerksamkeit. Und auch bei den Brautpaaren kommt es gut an, wenn ich auf Facebook poste, dass ich Photographer of the Year bei den Masters of German Wedding Photography geworden bin. Brautpaare, die mich für ihre Hochzeit im nächsten Jahr gebucht haben, sind stolz und freuen sich darüber, sowas zu lesen. Das gibt ihnen das gute und sichere Gefühl, den richtigen Fotografen gewählt zu haben. So einen Wettbewerb gewinnt man nicht einfach so, das Niveau ist sehr hoch und diese Platzierung ist eine Auszeichnung.

Aber ich würde niemals behaupten, dass ich der beste Hochzeitsfotograf Deutschlands bin – das wäre eine Farce. Ich bin lediglich der Gewinner dieses Wettbewerbs. Es gibt viele gute Hochzeitsfotografen, die gar nicht mitgemacht haben. Und diese Einschätzung ist außerdem Geschmackssache, eine ganz subjektive Geschichte. Was ich über mich sagen kann ist, dass ich ein sehr erfahrener, emphatischer und leidenschaftlicher Hochzeitsfotograf bin. Alles andere liegt buchstäblich im Auge des Betrachters.

 

Welche Trends siehst du im Bereich der Hochzeitsfotografie in Deutschland?

RAMAN EL ATIAOUI – Wie alle Künstler sind wir Fotografen natürlich eitel. Wir schmücken uns gern mit schönen Fotos – aber es darf nicht die Regel werden, Style Shoots zu posten. Es macht mir ein wenig Sorge, wie viele Newcomer Style Shoots organisieren. Da werden Model-Pärchen gebucht, geschminkt und frisiert, ein Brautmodenladen stellt Kleid und Anzug zur Verfügung, eine Floristin zaubert die schönste Blumendeko und in nachgestellter Szenerie wird den ganzen Tag geshootet. Klar, dass da ein paar gute Fotos entstehen, die dann auf der Website des Fotografen landen. Das Problem ist: Echte Brautpaare werden dadurch getäuscht und sind enttäuscht, wenn sie ihre eigenen Fotos sehen. Die Realität sieht ganz anders aus. Ein Fotograf muss in der Lage sein, am Hochzeitstag unter Zeitdruck sein Brautpaar in Szene zu setzen, das keine Ahnung hat, wie es sich hinstellen, küssen, anfassen soll. Das sind eben keine Models. Die stehen etwas steif da, der Fotograf ist überfordert, hat nur wenig Zeit und wenn man Pech hat ist das Licht ungünstig. Einen Style Shoot verschiebt man bei Regen – bei einer echten Hochzeit geht das nicht. Und dann gibt’s ein böses Erwachen. Was hilft: vorher die Blogeinträge des Fotografen anzugucken. Wer nicht bloggt, hat nichts zum Zeigen. 60 – 100 gute Fotos sollte ein Fotograf pro Blogeintrag hervorbringen. Bei den Masters sind keine Fotos von Workshops und Style Shoots zugelassen, sondern ausschließlich Bilder von echten Hochzeiten.

 

Welche Tipps würdest du Hochzeitsfotografen mit auf den Weg geben, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

RAMAN EL ATIAOUI – Jeder sollte erst mal klein anfangen! Junge Fotografen sind ungeduldig – sie wollen von heute auf morgen auf den ganz tollen, exklusiven Hochzeiten glänzen, statt mit kleinen einfachen Hochzeiten anzufangen. Aber das muss man sich erarbeiten. Wenn ein Newcomer zu mir sagt, bei den Hochzeiten, für die ich gebucht bin, sei es ja auch einfach, gute Fotos zu machen – dann sieht der nichts von der hohen Verantwortung und dem großen Stress. Ich muss absolut präsent sein, die richtigen Momente erwischen, ein gutes Gesamtergebnis abliefern und das ist unheimlich schwierig. Das bekommt nur hin, wer viel Erfahrung gesammelt hat. Und das ist harte Arbeit! Man muss viele Hochzeiten fotografieren, mit der Zeit wird man immer besser, auch mit der Nachbearbeitung. Mit der steigenden Qualität kommen interessantere Anfragen, die nächste Stufe. Und dann rockt man auf diesem Level. Sammelt step by step Bilder und Erfahrungen. Lernt auch, Niederlagen ein- und wegzustecken. Mein Tipp: fleißig sein, authentisch und ehrlich bleiben, ein bisschen Demut an den Tag legen und nicht gleich auf dicke Hose machen. Ein bisschen mehr Understatement. Man kann zum Üben auch mal ein Style Shoot machen, sollte damit aber nicht permanent seine Webseite schmücken.

 

Was inspiriert dich zu deinen Foto-Ideen?

RAMAN EL ATIAOUI – Ich bin Film-Junkie. Fotografie und Film liegen thematisch nahe beieinander. Manchmal sehe ich eine Filmszene und denke: Mit einem Brautpaar wäre das auch genial! Oder Werbung in den Printmedien, internationale Fotowettbewerbe, Kunst. Aber das Allerwichtigste hierbei, das ich auch jedes Mal bei meinen Workshops predige: Inspiration ja, aber bitte nicht kopieren. Ich habe meinen Stolz und versuche immer, meine eigene Note einzubringen. Jedes gute Foto hat einen Code. Wer in der Lage ist, diesen Aha-Effekt zu entschlüsseln und zu erkennen, was das Foto auszeichnet, ist auf dem Weg, ein richtig guter Fotograf zu werden. Und dann ist es kein Problem, selbst solche Bilder zu schießen. Wow-Bilder, die man nicht kopieren kann. Zum Beispiel mein Foto von dem yoga-verrückten Brautpaar auf dem Dach ihres Trabis. Bei einer normalen Frontal-Aufnahme hätte das Bild nicht diese starke Wirkung gehabt, also hat mein Assistent mich auf die Schultern genommen und ich habe die Arme zudem weit hoch gerissen. Ich hatte wirklich Schiss runterzufallen – aber das Foto ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Tolle Kulisse, perfektes Licht, 100 % authentisch, mit einem ECHTEN Brautpaar auf einer ECHTEN Hochzeit und glücklicherweise nicht 1:1 nachstellbar.

 

Eines meiner absoluten Lieblingsfotos ist das Bild vom Brautpaar am Rocco Rosso auf Sardinien. Ich wurde von einem Brautpaar für Ihre Hochzeit auf Sardinien gebucht und entdeckte den roten Felsen im Reiseführer. Ich musste dort unbedingt hin. Ich hatte diese Idee im Kopf, das Brautpaar nicht aneinander klebend, sich umarmend oder küssend zu inszenieren, sondern getrennt voneinander. Die Braut im Vordergrund, der Bräutigam als dunkle Silhouette in der Öffnung des Felsens. Und dann hat einfach alles gepasst: das Licht von der richtigen Seite, blauer Himmel mit Wolken. Da sitze ich hinterher vor meinem Rechner und bin überglücklich, dass ich es geschafft habe, so ein Bild zu schießen. Für mich sind diese Bilder meine Babys und Kunstwerke zugleich. Es ist das allergrößte Kompliment, wenn jemand eines dieser Bilder sieht und sagt: Das ist von Raman!